erschien die dreißig mir schon ranzig.
Aber alles das verliert sich,
erreicht man erst die Vierzig.
Wenn man dann schon Fünfzig ist,
jeden schönen Moment genießt,
und geht die Sechzig fast zuende,
freut man sich über die Rente.
Ärger über die Falten, das gibt sich,
wenn man erst mal um die Siebzig.
Doch zeugt es ja von großer Kraft,
wenn man's über die Achtzig schafft.
Die Neunzig lässt dich öfter wissen:
Du willst kein einzig Jahr vermissen.
Wenn ich hundert werd, ich weiß:
Dann bin ich wirklich Tattergreis.



Tagsüber schleich ich mich rum,
des Nachts werd’ ich wie toll,
wundere mich, und sehe zum
Mond: Ja, er ist voll.
Scheint hinter trüb weinenden Wolken,
kommt immer wieder durch,
so blass, als sei er selbst gemolken,
geschmeidig wie ein Lurch.
Malt auf die Wände Schemen, Kreise,
vor allem wenn Autos passieren
mein Fenster. Auf diese Weise
ist das Schlafen sehr schwierig.
Und mache ich den Vorhang zu,
und schließe ich ihn aus,
lässt der Schatten mir keine Ruh,
so schleich’ ich mich durch’s Haus.
Am besten ist’s, ich tu’s ihm gleich
und fülle mich mit Wein,
dann seh ich nur noch Nachbar’s Teich
und schlafe selig ein.
Er scheint mir zuzurufen: „Mach
Das einfach so wie ich!
Irgendwann gibt die Hose nach,
weil du abnimmst, richtig?“
Schön wär’s, ich bliebe immer so,
mal weniger, mal mehr,
und hätt’ nicht so `nen dicken Po,
das ärgert mich so sehr.
Aber es ist immer das Selbe:
Der Mond ist halb, dann ist er um,
meistens weiß und manchmal gelbe,
dann ist der Monat rum.

In einem Dörfchen auf dem Berge
sind die Straßen steil und eng.
Am Leben sind die Gartenzwerge,
kleine Menschen, kein Geschenk.
Oldtimer durch das Örtlein fahren,
ihre Zahl hat Fahrräder besiegt.
So arm an Rost und reich an Jahren,
wie sie nur Chrysler hat hingekriegt.
So ziemlich auf des Berges Gipfel
hängt Bettwäsche von Fensterbrettern:
Süße, weiche Kuschelzipfel,
die leicht im Frühlingswind flattern.
In einem kleinen Restaurant
flirten Paare lässig froh.
Selbst der Ober ist charmant:
Meist heiraten die sowieso.
Im Hofe sitzt ein Tattergreis;
versucht’s mit dem Schifferklavier.
Zitternd brummt die Melodie leis,
und dazu trinkt die Greisin Bier.
Die Wolken zieh’n am Himmel weiter,
gemächlich, gleichmäßig schwebend.
Osterglocken bimmeln heiter,
sich aus dem hellgrün’ Gras erhebend.
In dem leichten Frühlingswind
liegt Hoffnung, Leben, Liebe, Tod.
Spätestens wenn wir alt sind,
auch uns davon das Letzte droht.
Der kleine Friedhof hinter’m Gipfel,
der von hier aus nicht ist zu seh’n,
versteckt hinter’m hohen Baumwipfel –
zu dem will man nicht gerne geh’n.
Doch nachts, wenn der Uhu zweimal ruft,
und die Katze einmal faucht,
dann öffnet sich die Vampirgruft,
aus dem der Zombieclan rauskraucht.
Und er holt einen nach dem Andern,
der des nachts nicht ist daheim –
gib Acht, wenn die Toten wandern!
Es ist nichts so, wie es scheint!
Heilige Nacht


Winterweiß 




Eine schöne Herbstgeschichte
In Schrebergärten hört man Summen,
Wespen und Hornissen brummen.
Auch sie mögen reife Früchte,
das ist der Kern der Herbstgeschichte.
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Sonne
immer wirst du scheinen,
selbst wenn die Wolken weinen.
Darüber strahlst du so erhaben,
man kann sich in deiner Helligkeit laben.
Ohne Sonne keinen Sommer,
es wäre immer Nacht;
und wird es Morgen, komm er,
auf dass der Tag erwacht.
Gehst du abends unter,
wird’s dunkler Stück für Stück.
Doch wird man morgens munter,
bist du auch bald zurück.
Und erhasche ich den Zipfel
der begehrten Mütze Schlaf,
zähl ich imaginär am Gipfel
eins nach dem anderen die Schaf.
Derweil die Klüsen fallen zu,
murmel ich Zahlen vor mich hin;
such abends mühsam meine Ruh,
bis ich endlich eing'schlafen bin.
Kein richtiger Winter
Der Herbst geht wieder mal zuende,
ganz ohne Jahreszeitenwende.
Eigentlich wär’ Winterzeit
Eine Epoche, in der’s schneit.
Weiß färben sich Straße und Wald,
es wird ziemlich bitterkalt,
die Kinder holen raus den Schlitten –
doch dies Jahr hab’n wir uns geschnitten:
Der erste Frost erscheint noch fern,
nicht einmal Glühwein trinkt man gern.
Obwohl: Da gibt es immer Leute,
die trinken diesen, nicht nur heute.
Gefriert kein Schnee auf Zebrastreifen,
schreibt man doch vor die Winterreifen.
Diebe tun auf Dunkelheit vertrauen,
derweil sie einfach Reifen klauen.
Ein Opfer sieht sich voll Sorge den Wagen an:
„Schade, dass ich kein Gummi mehr geben kann!“
Da er auf nackten Felgen steht,
er nun zu Fuß in’s Städtchen geht.
Wer nicht kommt an Winterbereifung,
setzt Hoffnung in die Erderwärmung:
Bald wird’s keine Winter mehr geben,
aber der Dieb darf weiter Tüten kleben.
Glaubst du mir diese Geschicht,
bist du Meteorologe - nicht?
Dunkelheit
Gedämpftes Licht schmeichelt
die Dunkelheit streichelt,
das Mondlicht verzaubert
was von der Sonne beraubet.
Um das was ist verborgen
müssen wir uns nicht sorgen,
wir können hoffen, raten
welch Dinge auf uns warten.
Der Zauber der Nacht liegt auf dem Land
und hält schützend drauf die Hand,
bis die Sonne kommt hervor,
vom Schutz Stück für Stück verlor
das was im dunkeln wohl sich fühlt
- mit ihr wird es hinweg gespült.
Im Dunkeln durch die Straßen gehen,
beleuchtete Fenster sehen,
mit Laternen umherwandern,
sieht keinen und grüßt den andern,
den man nicht kennt und nicht sieht,
weil aus der Helligkeit man flieht.
Ja, dann kommt sie aus dem Haus,
huscht rum und fühlt sich wohl, die Maus.
Im Frühling, wenn die Tage heller werden,
ist's ein harter Lenz auf Erden.
Dann bringt die Sonne an den Tag,
was ich so gern verstecken mag.
Das Glück der Nacht liegt tags in Scherben
wenn der Mond beginnt zu sterben,
bis er, wenn es wieder dunkelt,
durch gekittet Glas weiß funkelt
und durch das tiefe Schwarz der Nacht
wieder zum Leben neu erwacht.
Welt, du hast mein Herz entfacht
solch romantisch Zeil zu schreiben,
noch ein Weilchen solls dunkel bleiben,
ein Streifen Rot am Himmel, n' Augenblick
genieß ich, bis die Sonne kommt zurück.
So bist nur du
Weil du mir das Schwerste nimmst,
gebe ich dir mein Bestes.
Und wenn ich nicht die Erste bin,
wär ich gern deine Letzte.
Ich schaue zu dir auf,
und du schaust mir zu.
Gemeinsam nehmen wir in Kauf
Unser Schicksal – so bist du.
Irgendwer sagt: „Ich liebe Dich“,
während du es einfach tust.
Denn solche Worte brauchst du nicht,
du weißt, was du sagen musst.
Du schenkst mir eine Rose,
sie welkt auf uns’rem Tisch.
Es ist eine schöne große –
Doch das Gefühl, das bleibt ganz frisch.
Ich bin reich, nicht an Geld oder Gabe.
Das Geld verdienst auch du dazu.
Ich bin reich, weil ich dich habe.
Es ist schön, denn so bist du.
Es spukt
Es schleicht nachts um die Hütte rum,
und zieht die Wäscheleine krumm.
Muss ich diese morgens sehen,
frag ich mich oft: "Was ist geschehen?"
Denn darin sind giftgrüne Flecke,
so schleimig wie von einer Schnecke.
Nachts, wenn es auf den Dielen kracht,
fühl ich, wie mich das Grauen packt.
Dann schwirrt so was vor meinem Fenster.
Gibt es am Ende doch Gespenster?
Nachts sehe ich nie das Phantom,
aber hören kann man's schon.
Es ist, als wär es unsichtbar,
und morgens ist es nicht mehr da.
Der Nachbar, der mir zugehört,
fragte, was mich sonst noch stört.
Ja einmal -ach, ein langer Reim,
die Schilderung lass ich mal sein.
Er meint dazu, das dacht' ich gleich:
"Jemand spielt dir einen Streich."
Das kann mir ja jeder sagen,
dann muss er sich im Kopf nicht plagen.
Doch auf 'nen Dieb in der Geschicht
passt seine Beschreibung nicht.
Wenn ich lieg' in meinem Bett,
knarrt unter mir plötzlich das Brett,
und daneben hör ich Schritte!
Das ist bei mir sonst kaum Sitte.
Wenn ich dann in die Richtung schau,
ist vorbei die ganze Show.
Bald habe ich vom Spuk zu viel
und stecke mir ein Reiseziel.
Hier wird alsbald ausgezogen.
Der letzte Satz war nicht gelogen.
Vom Tag betrogen
Im Büro,morgens. Geh ans Telefon,
das Wetter stimmt mich
heiter.
Der Kunde ist wütend, ich hörs am Ton.
Und trotzdem lächele ich
Breiter.
Die Akte die ich brauche, steht
Zu hoch, ich brauche
Eine Leiter.
Der nächste Kunde schimpft; so geht
Es mit Gefauche
Immer weiter.
Auf dem Weg zur Straßenbahn
fällt ein Taubenschiss
aufs Jackett.
Ich bin noch nicht weit gefahr’n,
da hab ich einen Riss…
nicht nett
von der Dicken, die sich setzt
Auf den Saum des Jacketts,
ja ich war entsetzt,
das fehlte mir zuletzt,
ein teures Teil, zerfetzt,
ich war so dienstbeflissen,
nun bin ich abgerissen
und wurde so beschissen.
Mein Schatten in der Sonne
Mein Schatten ist dünn
Und tanzt neben mir,
ich seh gerne hin.
Doch auch ich bin hier.
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Grenzlieger
Meine Seele ist erkältet,
meine Lunge leidet mit,
fühl’ mich schon lange nicht mehr fit,
bin völlig überwältigt.
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